Offenstall

Tiere verfügen über eine Reihe von Trieben, die genetisch verankert sind und der Arterhaltung dienen. Triebe gehören also zu den angeborenen Verhaltensreaktionen, die sich trotz rund 5000- 6000 Jahren Domestikation und züchterischen Einflusses nicht wesentlich verändert haben.

Unter Trieb versteht man eine angeborene Antriebsposition, die zu bestimmten Verhaltensweisen drängt und nach Befriedigung strebt, wobei die Abgrenzung zum Instinkt nicht immer eindeutig ist.

„Wenn man einen richtungslosen Drang als Trieb bezeichnet, dann ist der Instinkt ein die Richtung des Triebes bestimmender Impuls, also eine Trieblenkung“, schreibt Wilhelm Blendinger in seinem bereits 1971 erschienenen Buch „Psychologie und Verhaltensweisen des Pferdes“. Triebe sind also ursprünglicher und weniger steuerbar als Instinkte, die sich durch Erfahrung und Erlerntes zumindest beeinflussen lassen.

Der Hunger beispielsweise, einer der ursprünglichsten Triebe, wird durch den Instinkt, das richtige Nahrungsmittel auszuwählen gelenkt. „Beim Instinkt handelt es sich also vielfach um eine nur in Verbindung mit einem Trieb wirksam werdende Kraft, von der sie oft gar nicht genau zu trennen ist“, so Blendinger.

Zu den angeborenen und trieb gesteuerten Verhaltensweisen zählen:

  • Sozialverhalten
  • Fortpflanzungsverhalten
  • Mutter-Kind-Verhalten
  • Fress- und Trinkverhalten
  • Ausscheidungs- und Markierungsverhalten
  • Flucht und Bewegungsverhalten
  • Ruheverhalten
  • Komfortverhalten (Fell und Körperpflege)
  • Spiel- und Nachahmungsverhalten
  • Neugier und Erkundungsverhalten

Durch ständige Einschränkung oder Behinderung des Triebverhaltens kommt es zu Verhaltensstörungen und Krankhaften Zuständen.

 Für alle hier genannten Tiere gilt : NIEMALS ALLEINE!!

Viele Tiere leben in der freien Wildbahn in Herden, Rotten oder Rudeln zusammen. Als Herdentiere haben sie das Bedürfnis nach Kontakt zu Artgenossen. Nur durch den Schutz der Herde ist ein Überleben in freier Wildbahn überhaupt erst möglich.

Ein artfremdes Beistelltier kann zwar die Einsamkeit mindern, den Artgenossen jedoch nicht ersetzten. Die Gesellschaft von Artgenossen bietet den Tieren auch eine Reihe von Beschäftigungsmöglichkeiten wie soziale Fellpflege sowie Spiel und Laufanreize. Fehlen diese kann es leicht zu Vereinsamung und Langeweile meist zu Verhaltensstörungen oder einem überängstliches Wesen kommen.

SCHMIDT ROMO (2010) Triebe als Überlebensgarantie

Wichtig bei einer artgerechten Offenstallhaltung

Alle Tiere in einer Herde brauchen genügend Platz, die Ställe und Gehege müssen so gebaut bzw. angelegt  sein, dass auch das rang niedrigste Tier in der Herde die Möglichkeit zum Flüchten hat, bzw. genügend Futterplätze an den Heuraufen und genügend Schlaf- und Ruhemöglichkeiten in den Ställe vorhanden sind.

Die Ausläufe sollten den Tieren entsprechend eingerichtet sein. Ziegen klettern gerne, sie liegen oft auf erhöhten Flächen und halten gerne Ausschau. Auch reiben sie gerne ihre Hörner an Ästen und Bäumen.

Ein Muss für die Tiere ist natürlich ständiger Zugang zu Raufutter (ad libitum). Wasser sollte natürlich auch immer frisch zur Verfügung stehen (frostsichere Selbst- Schwimmertränken). Weidegang im Sommer ist anzustreben wenn es eine Möglichkeit dafür gibt.

Durch diese artgerechte Unterbringung der Tiere kann man davon ausgehen, dass die Tiere sehr ausgeglichen sein werden. Schon allein die Entscheidungsfreiheit ob sie lieber im Stall bleiben oder in den Auslauf rausgehen wollen, um in der Sonne zu liegen oder sich zu wälzen macht sehr viel für das körperliche und psychische Wohlbefinden der Tiere aus. In solchen Haltungsformen können sie am ehesten ihren natürlichen Trieben und Instinkten nachgehen.

Viel Bewegung an frischer Luft; Sozialkontakte; häufige Fütterungen mit gemeinsamer Futteraufnahme und langen Fresszeiten sowie Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten stellen die wesentlichsten Grundbedürfnisse der Pferde dar.

Grundlage ist die räumliche Trennung und Strukturierung folgender Bereiche:
Laufwege mit wechselndem Belag
Raufutter (Heu / Stroh)
Kraft- und Mineralfutter
Tränke
Ruhebereich
Komfortzone / Wälzbereich
Raumteilerelemente